Der erste Viertelfinaltag der diesjährigen Weltmeisterschaft in Katar hatte es in sich, denn die Fans bekamen von den vier Viertelfinalisten am 9. Dezember jede Menge Spannung geboten. Beide Partien wurden im Elfmeterschießen entschieden und boten weiterhin hitzige Szenen. Am Ende der ersten beiden Viertelfinalpartien stehen Kroatien und Argentinien als die ersten beiden Halbfinalisten fest und werden am Dienstag, den 13. Dezember, um 20:00 Uhr MEZ im „Lusail Stadium“ gegeneinander um den Finaleinzug kämpfen.
Kroaten schocken erneut die ganze Welt
Der kroatischen Nationalmannschaft ist nach dem überraschenden Finaleinzug bei der WM 2018 in Russland eine erneute Riesenüberraschung gelungen, denn die Mannschaft um Kapitän Luka Modric konnte sich gegen Topfavorit Brasilien im Elfmeterschießen mit 4:2 durchsetzen. Das kleine Balkanland mit gerade einmal 3,9 Millionen Einwohnern hat nun bei sechs WM-Teilnahmen, seit dem Erlangen der Unabhängigkeit von Jugoslawien 1991, dreimal das Halbfinale erreicht und möchte außerdem nach 2018 zum zweiten Mal in Verbandsgeschichte in das Finale der Fußballweltmeisterschaft einziehen.
Für die Mannschaft von Nationaltrainer Zlatko Dalic ging es im ersten Viertelfinalspiel der WM 2022 mit Brasilien gegen einen der Topfavoriten auf den Titelgewinn. Trotz der vermeintlichen Favoritenrolle der Brasilianer erwischten die „Vatreni“ den besseren Start in das Spiel. Nach 13 Minuten hatte Ivan Perisic die beste Chance der ersten Hälfte, als der 33-Jährige nach einer Flanke von Mario Pasalic nur knapp das Tor von Alisson Becker verpasste. Ansonsten war der erste Spielabschnitt ausgeglichen und es ging mit einem torlosen Unentschieden in die Halbzeitpause.
Den besseren Start in die zweite Spielhälfte erwischte dann allerdings der fünfmalige Weltmeister Brasilien. Zunächst fand sich Neymar nach einer Vorlage von Richarlison in der 55. Minute vor dem kroatischen Tor, scheiterte jedoch am kroatischen Schlussmann Dominik Livakovic, welcher in der 66. Minute erneut eine Chance der Brasilianer vereitelte, als der 27-jährige Torhüter vom kroatischen Hauptstadtklub Dinamo Zagreb einen Schuss von Lucas Paqueta abwehren konnte. Die Mannschaft von Nationaltrainer Tite sollte in der regulären Spielzeit noch zweimal mehr am Torhüter Kroatiens scheitern, nämlich in der 76. Minute (Neymar) und in der 81. Minute (Lucas Paqueta). Livakovic gilt als einer der besten Kroaten im bisherigen Turnierverlauf, was er auch im Viertelfinale unter Beweis stellte, den mit acht Paraden in der regulären Spielzeit hatte der Kroate mehr Schüsse pariert als der brasilianische Torhüter Alisson Becker während des gesamten Turniers (5). Dank seiner überragenden Paraden ging das Spiel ohne Tore in die Verlängerung.
Kurz vor Ablauf der ersten Hälfte der Verlängerung war Livakovic dann allerdings machtlos bei einem fantastischen Solo-Finish vom brasilianischen Superstar Neymar, welcher mit zwei aufeinanderfolgenden Doppelpässen die Defensive der Kroaten umspielte und daraufhin Livakovic ausdribbelte, um die starke Offensivaktion der Brasilianer eindrucksvoll abzuschließen. Der Treffer war nicht nur enorm wichtig für die „Selecao“, sondern war auch ein historischer, denn es war Neymars 77. Tor für die Nationalmannschaft, wodurch der 30-Jährige mit der brasilianischen Legende Pele gleichziehen konnte.
Durch den Treffer von Neymar sah es bis kurz vor Ende der Verlängerung nach einem Triumph der Brasilianer aus, jedoch gaben die Kroaten nicht auf und konnten in der 117. Minute durch Bruno Petkovic den Ausgleichstreffer erzielen. Somit ging es nach 120 Minuten ohne einen Sieger in das Elfmeterschießen, in welchem die Kroaten einen vermeintlichen Vorteil hatten, denn bereits im Achtelfinale musste man gegen Japan über das Elfmeterschießen gehen, in welchem Torwart Livakovic mit drei gehaltenen Elfmetern brillierte. Auch im Viertelfinale gegen Brasilien stieg Livakovic zum Helden auf und parierte Rodrygos Elfmeter, während Marquinhos den Pfosten traf und vier kroatische Schützen ihre Elfmeter verwandelten. Damit gewann Kroatien am Ende das Spiel mit 4:2 nach Elfmeterschießen.
Hitziges Spiel wird im Elfmeterschießen entschieden
Im zweiten Viertelfinale traten die Argentinier um Superstar Lionel Messi gegen die Niederlande an. Die Mannschaft von Nationaltrainer Lionel Scaloni möchte nach 1978 und 1986 den dritten Weltmeistertitel in Verbandsgeschichte gewinnen. Gleichzeitig ist die diesjährige WM die wohl letzte Chance für den Rekordnationalspieler der „Albiceleste“, Lionel Messi, seinen ersten WM-Titel einzufahren, nachdem er mit Argentinien 2014 in Brasilien im Endspiel gegen Deutschland knapp gescheitert war.
Das Spiel startete mit zurückhaltenden Leistungen beider Mannschaften bis zur 35. Minute, als Lionel Messi mit einem genialen Pass Nahuel Molina assistierte, welcher den Ball zum 1:0 Führungstreffer verwandeln konnte. Ansonsten passierte im ersten Spielabschnitt wenig, jedoch bahnte sich bereits früh der hitzige Verlauf der Viertelfinalpartie an, denn in der ersten Hälfte wurden bereits fünf Gelbe Karten vergeben.
Die zweite Hälfte verlief zu Beginn ähnlich wie die erste Halbzeit und es dauerte bis zur 72. Minute, als die Argentinier nach einem Foul im Strafraum einen Elfmeter bekamen. Dieser wurde souverän von Messi verwandelt, welcher damit seinen vierten Turniertreffer erzielen konnte. Die Antwort der Niederländer ließ nicht lange auf sich warten, denn in der 83. Minute leitete Wout Weghorst das Comeback der Niederländer ein, indem er den ersten Schuss auf das Tor von Emiliano Martinez verwandeln konnte. Nach dem Anschlusstreffer hatte „Oranje“ seinen Rhythmus gefunden und bereits zwei Minuten später glich Memphis Depay fast zum 2:2 aus, traf jedoch nur das Außennetz. Kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit geriet das Spiel dann jedoch außer Kontrolle, als Leandro Paredes zunächst ein Foul an Jurrien Timber beging und daraufhin den Ball in die Richtung der niederländischen Bank schoss. Daraufhin gab es eine Rudelbildung und der spanische Schiedsrichter Antonio Mateu war gezwungen, einige Verwarnungen zu erteilen. Das hitzige Spiel ging am Ende mit insgesamt 17 Gelben Karten auch in die WM-Geschichte als das Spiel mit den meisten Verwarnungen ein. Aufgrund der Rudelbildung und weiterer Unterbrechungen gab Mateu zehn Minuten Nachspielzeit, in welcher die Niederlande nach einer interessanten Freistoßvariante den Ausgleich durch den zweiten Treffer von Stürmer Wout Weghorst erzielen konnte.
Nach vier Toren und vielen Verwarnungen in der regulären Spielzeit ging das Spiel mit einem Spielstand von 2:2 in die Verlängerung, in welcher allerdings mehr Gelbe Karten erteilt wurden, als es Torchancen gab. Somit ging das zweite Viertelfinale ebenfalls in das Elfmeterschießen. Dieses konnte aus Sicht der Argentinier nicht besser starten, denn die ersten beiden Elfmeter konnte Torhüter Emiliano Martinez gleich parieren, während Messi und Paredes trafen, um die „Albiceleste“ mit 2:0 in Führung zu bringen. Teun Koopmeiners verkürzte auf 2:1, allerdings stellte Gonzalo Montiel mit seinem verwandelten Elfmeter den Abstand wieder her. Daraufhin trafen zwar beide niederländische Schützen (Wout Weghorst, Luuk De Jong) und außerdem verschoss Argentinien den vierten Elfmeter, jedoch verwandelte Lautaro Martinez den entscheidenden fünften Elfmeter zum Endstand von 4:3 für Argentinien.
Sports journalist
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