Das Finale der diesjährigen Weltmeisterschaft in Katar wurde am gestrigen Nachmittag zwischen Argentinien und Frankreich im „Lusail Stadium“ ausgetragen, wobei sich die Argentinier in einem der besten WM-Endspiele aller Zeiten im Elfmeterschießen mit 4:2 durchsetzen konnten und damit den dritten Weltmeistertitel in Verbandsgeschichte einfahren konnten. Es war gleichzeitig auch der erste WM-Titel einer südamerikanischen Nation seit Brasilien 2002.

Meisterklassen von Messi und Mbappe vergnügen ganze Welt

Das Endspiel der WM 2022 in Katar war eines, dass so schnell von keinem Fußballfan vergessen werden wird, denn mehr Spannung gab es bei einer Weltmeisterschaft noch nie im Endspiel. Es war der krönende Abschluss einer rein sportlich gesehen fantastischen WM, wenn auch die politischen Diskussionen ein schlechtes Licht auf das Turnier geworfen hatten.

Das Finale hätte aus Sicht der Argentinier nicht besser starten können, denn bereits in der 23. Minute war der polnische Schiedsrichter Szymon Marciniak nach einem Foul im Strafraum gezwungen, einen Elfmeter für die „Albiceleste“ zu geben. Natürlich trat Kapitän Lionel Messi, welcher mit seinem Finaleinsatz sein insgesamt 26. WM-Spiel absolvierte und damit nun die meisten Spiele bei Weltmeisterschaften in WM-Geschichte absolviert hat, selber zum Strafstoß an und verwandelte diesen gewohnt souverän zum Führungstreffer für seine Mannschaft. Die Franzosen zeigten sich offensiv ungewohnt unauffällig, die argentinische Mannschaft von Nationaltrainer Lionel Scaloni dominierte das Spiel über den gesamten ersten Spielabschnitt. In der 36. Minute konnte Argentinien dann sogar die Führung ausbauen, als ausgerechnet Angel di Maria, der zum ersten Mal in der Startelf stand und bereits den Elfmeter zum 1:0 herausgeholt hatte, einen wunderschön ausgespielten Konter der Argentinier vollendete und zum 2:0 einnetzte. Damit ging es mit einem mehr als nur verdienten 2:0 für Argentinien in die Halbzeitpause.

In der zweiten Halbzeit wachte Frankreich langsam auf, allerdings kam es in der 68. Minute lediglich zu einem harmlosen Torschuss durch Kylian Mbappe. Der 23-Jährige war zu dem Zeitpunkt im Rennen um den Goldenen Schuh mit einem Treffer hinter Messi, der bereits getroffen hatte, jedoch zeigte Mbappe in der Schlussphase seine individuelle Klasse und traf zunächst per Elfmeter in der 80. Minute zum Anschlusstreffer, woraufhin der Stürmer vom französischen Hauptstadtklub Paris Saint-Germain nur eine Minute später zum 2:2 Ausgleich per traumhafter Volley-Abnahme traf. Die knapp 90.000 Zuschauer im „Lusail Stadium“ standen daraufhin Kopf, denn die „Équipe Tricolore“ konnte das bereits verloren geglaubte Finale mit zwei Treffern innerhalb von zwei Minuten drehen und das Spiel in die Verlängerung bringen. 80 Minuten lang dominierte Argentinien das Spielgeschehen eindeutig und es kam nicht einmal zu einer wirklich gefährlichen Torchance für „Les Bleus“, aber in den letzten zehn Minuten zeigte Kylian Mbappe dann, wieso er bereits in seinem jungen Alter zu den besten Spielern der Welt gehört. Damit lag Mbappe auch in der Torschützenliste wieder mit einem Treffer vor Lionel Messi.

In der Verlängerung dauerte es bis zur 108. Minute, als der eingewechselte Lautaro Martinez von der rechten Strafraumseite auf das Tor zulief und einen kraftvollen Schuss abgab, welchen der französische Torhüter und Kapitän Hugo Lloris zwar noch abwehren konnte, jedoch landete der Abpraller bei dem argentinischen Rekordtorschützen Messi, welcher seine Nation im WM-Finale erneut in Führung brachte und damit auch in der Torschützenliste wieder vorne lag. Das Stadion, welches überwiegend von argentinischen Fans gefüllt war, drehte komplett durch und konnte nicht glauben, dass ihr Held Lionel Messi im Endspiel ihnen mit einem Doppelpack den vermeintlichen Sieg gebracht haben sollte, allerdings war auch auf der anderen Seite ein Doppelpacktorschütze, welcher nicht aufgab und Hunger auf mehr hatte. So gab es in diesem verrückten Finale in der 118. Minute erneut Elfmeter für die französische Nationalmannschaft und Mbappe verwandelte auch diesen zum 3:3 Ausgleich, womit er bei unglaublichen acht Toren stand, während Messi mit ebenfalls erstaunlichen sieben knapp hinter ihm war. Es sollte zu keiner Änderung in der Frage um den goldenen Schuh mehr kommen, denn es wurde kein Weltmeister in 120 Minute Spielzeit ermittelt, sodass es im Elfmeterschießen um den jeweils dritten Weltmeistertitel für die beiden Nationen ging.

Die Spannung war kaum auszuhalten und keiner der Spieler war zu beneiden, denn es ging um so viel und mit einem verschossenen Elfmeter könnte es bereits vorbei sein. Sowohl Lionel Scaloni als auch der französische Nationaltrainer Didier Deschamps schickten als erste Schützen ihre Toptorschützen Messi und Mbappe, welche beide ohne Probleme verwandelten. Daraufhin trat für die Franzosen Kingsley Coman an, welcher am argentinischen Schlussmann Emiliano Martinez scheiterte, der nach dem Finale von der FIFA für seine überragenden Turnierleistungen zum besten Torhüter des Turniers ausgezeichnet wurde. Anschließend traf der, extra für das Elfmeterschießen eingewechselte, Paulo Dybala zum zwischenzeitlichen 2:1 für seine Mannschaft. Nach dem parierten Elfmeter gegen Coman musste Martinez beim nächsten Elfmeter Frankreichs, getreten von Aurelien Tchouameni, gar nicht erst eingreifen, denn der junge Mittelfeldspieler setzte den Ball knapp links neben das Tor. Damit hatte Leandro Paredes dann die Chance, den Vorsprung auf zwei Tore auszubauen, was er auch in souveräner Manier tat. Kolo Muani vertagte die Entscheidung durch seinen verwandelten Elfmeter dann auf den vierten argentinischen Schützen, Gonzalo Montiel. Der 25-jährige Verteidiger hatte die Chance, mit seinem Treffer das WM-Finale zu entscheiden und seinem Land den ersten WM-Titel, seit dem legendären Titel von 1986 mit Diego Maradona, zu bringen. Montiel verwandelten seinen Elfmeter und wurde daraufhin von sämtlichen Argentiniern im Rahmen der Feierlichkeiten befallen. Damit ist Argentinien der Weltmeister von 2022 und Frankreich verpasst die Chance, die ersten Titelverteidiger seit Brasilien 1958 und 1962 zu werden.

Krönender Abschluss für legendäre WM-Karriere von Lionel Messi

Für den argentinischen Superstar Lionel Messi hätte es keinen besseren Abschluss für seine WM-Karriere geben können, denn mit 35 Jahren konnte „La Pulga“, wie er in der Heimat auch genannt wird, in seinem allerletzten WM-Spiel den einzigen Titel holen, der ihm in seiner großartigen Karriere noch fehlte. Weiterhin zog Messi dadurch auch mit der argentinischen Legende Diego Maradona gleich, denn er brachte seinem Land nun nach 36-jährigem Warten endlich den dritten Stern auf der Brust. Zwar absolvierte Messi sein letztes Spiel bei einer Weltmeisterschaft, jedoch möchte er keineswegs aus der Nationalmannschaft zurücktreten, denn er will als Weltmeister zumindest noch ein paar Spiele für seine Nation bestreiten und ließ damit den Zeitpunkt vom Ende seiner legendären Nationalmannschaftskarriere noch offen.

Auf der anderen Seite gab es natürlich viele enttäuschte Gesichter, zum Beispiel war der französische Rekordtorschütze Olivier Giroud, welcher überraschend bereits in der 41. Minute ausgewechselt wurde, sehr ernüchtert über den verpassten zweiten Weltmeistertitel in Folge. Am härtesten traf es jedoch Kylian Mbappe, denn der 23-Jährige lieferte mit seinem Dreierpack eine historische Leistung im Endspiel. Vor Mbappe gelang dies nämlich nur einem anderen Spieler in der bald 100-jährigen WM-Geschichte, nämlich dem Engländer Geoff Hurst 1966, welcher damals allerdings den Titel gewinnen konnte. Der junge Superstar steht nun nach zwei absolvierten Weltmeisterschaften bei einem rekordverdächtigen Torkonto von 12 Toren, womit er nur einen hinter Messi ist und ihn gerade einmal vier Treffer vom Rekordhalter Miroslav Klose (16 Tore) trennen.

Während viele durch den Weltmeistertitel nun das Lebenswerk von Lionel Messi als den besten Fußballspieler aller Zeiten vollendet sehen, steht mit Kylian Mbappe ein junger Spieler in den Startlöchern, um selbst eines Tages als der beste aller Zeiten angesehen zu werden. Mit seinen bisherigen Leistungen ist der 23-Jährige in jedem Fall auf einem guten Weg.