Die Geschichte des Triumphes der Elfenbeinküste beim Afrika-Cup 2024 im eigenen Land gleicht einem Hollywood-Skript, denn auf dem Weg zum Titelgewinn gab es so einige Herausforderungen zu bewältigen. Auch die Geschichte um den Siegtorschützen im Finale, Sebastien Haller, ist eine höchst emotionale, aber gleichzeitig auch magische mit einem “Happy End”. Alles in allem war der Afrika-Cup 2024 ein unterhaltsames Turnier, welches erneut die Qualitäten des afrikanischen Fußballs aufgezeigt hat. Durch die witterungsbedingte Verschiebung der diesjährigen Afrika-Meisterschaft, welche ursprünglich im Sommer 2023 ausgetragen werden sollte, findet der nächste Afrika-Cup bereits im kommenden Jahr in Marokko statt.
Von Trainerentlassung nach Gruppenphase zum Titel
Die Vorfreude auf den Afrika-Cup 2024 im eigenen Land war riesengroß in der Elfenbeinküste. Erst zum zweiten Mal wird der westafrikanischen Nation die Ehre zuteil, einen Afrika-Cup auszurichten. Dementsprechend hoch war auch die Erwartungshaltung an die Nationalmannschaft der Elfenbeinküste, es sollte nach 1992 und 2015 der dritte Titel beim Afrika-Cup folgen. Der Start in die Mission Titelgewinn glückte im ausverkauften “Stade National” in Abidjan mit einem souveränen 2:0 Auftaktsieg gegen Guinea-Bissau. Auf den soliden Start folgte dann jedoch der Zerfall der Gastgeber, welche zunächst gegen den dreimaligen Afrikameister Nigeria knapp mit 0:1 verloren und sich daraufhin gegen den überraschenden Gruppensieger Äquatorialguinea mit einer 0:4 Niederlage blamierten. Damit musste man um den Achtelfinaleinzug zittern und dabei auf Schützenhilfe hoffen, um über das Ranking der Gruppedritten noch die Runde der letzten 16 zu erreichen. Als letztmöglicher Gruppendritter qualifizierte sich die Elfenbeinküste gerade noch so für das Achtelfinale, woraufhin die Enttäuschung natürlich riesig war.
Man war zwar noch im Turnier, doch viele prophezeiten im Achtelfinale gegen den amtierenden Afrikameister Senegal bereits das frühe Aus. Daher folgte, zum Zeitpunkt als der Achtelfinaleinzug noch ungewiss war, eine kritische Entscheidung des Fußballverbandes der Elfenbeinküste, nämlich mitten im Turnier den Nationaltrainer Jean-Louis Gasset zu entlassen. Gasset wurde von Emerse Faé als Interimstrainer ersetzt, welcher unglaublicherweise noch nie ein professionelles Fußballspiel als Cheftrainer leitete. Wieder aller Erwarten gewann die Elfenbeinküste das Achtelfinale gegen die Sengalesen um Sadio Mané nach einem packenden Spielverlauf im Elfmeterschießen. Das Hoch der Gefühle für die Gastgebernation, nachdem man bereits kurz vorm Abgrund stand, setzte sich im Viertelfinale fort, in welchem man sich nach Verlängerung gegen Mali mit 2:1 durchsetzen konnte. Im Halbfinale wartete mit der Demokratischen Republik Kongo der Bezwinger des Rekordafrikameisters Ägypten. Gegen die DR Kongo sorgte Sébastien Haller in der 65. Minute für den Siegtreffer zum Finaleinzug.
Krebs-Bezwinger Haller schießt die Elfenbeinküste zum Titel
Wie eingangs erwähnt ist die Geschichte rund um den Titelgewinn der Elfenbeinküste beim diesjährigen Afrika-Cup eine höchst emotionale und kuriose. Während für den kuriosen Teil die Trainerentlassung sowie die auf die enttäuschende Gruppenphase folgenden guten Leistungen ab dem Achtelfinale sorgten, machte die Geschichte von Sébastien Haller den Triumph der “Cote d’Ivoire” zu einer bewegenden Comeback-Story.
Der 29-jährige Stürmer machte von 2021 bis 2022 beim niederländischen Rekordmeister mit 32 Toren in 50 Spielen auf sich aufmerksam und zog das Interesse einiger europäischen Top-Klubs auf sich. Das Tauziehen um Haller entschied am Ende der deutsche Champions League-Teilnehmer Borussia Dortmund für sich, welcher Haller im Juli 2022 unter Vertrag nahm. Gerade einmal zwei Wochen auf die Verpflichtung folgte die Schockdiagnose für den ivorischen Stürmer, Hodenkrebs. Sein mehrmonatiger Leidensweg endete und Haller kehrte als Sieger gegen den Krebs zurück zum Vereinsfußball beim zwischenzeitlich in der Bundesliga kriselnden Borussia Dortmund. Es folgte eine furiose Rückrunde und ein alles entscheidender letzter Spieltag um den deutschen Meistertitel. An jenem letzten Spieltag gab es für Haller den nächsten Tiefpunkt, diesmal sportlicher Natur, als er einen Elfmeter vergab, welcher im Nachhinein für die Meisterschaft gereicht hätte. Auch in der laufenden Spielzeit hatte es der Ivorer nicht einfach und hoffte daher auf einen Afrika-Cup, der ihn wieder in die Spur bringen könnte.
Springen wir zum Halbfinale, wo Haller den Siegtreffer zum Finaleinzug erzielte. Bereits zu diesem Zeitpunkt war die Geschichte der Ivorer eine unglaubliche, welche nur noch vom Titelgewinn im eigenen Land gekrönt werden könnte. Ausgerechnet Haller erzielte auch im Endspiel gegen Nigeria den Treffer zum Titelgewinn. Im Interview nach dem Spiel ließ der Starstürmer der Elfenbeinküste dann seinen Emotionen freien Lauf und zeigte sich in Anbetracht seines Leidensweges mit Tränen in den Armen des afrikanischen Journalisten.
Der Weg der Ivorer um Sébastien Haller von einer blamablen Gruppenphase und dem Beinahe-Aus zum sensationellen Titeltriumph ist ein inspirierendes Beispiel für die Kraft von Beständigkeit und einem eisernen Siegeswillen.
Sports journalist
max@sportnyhet.com
Hinterlasse einen Kommentar